Transplantation
Die Transplantation eines Organs ist in aller Regel der letztmögliche Schritt einem schwerkranken Menschen das Weiterleben zu ermöglichen.

Bei einer Herztransplantation (HTX) trifft dies in besonderem Maße zu. Die Menschen, die für eine Herztransplantation angemeldet werden, befinden sich in einem Zustand höchster Lebensgefahr. Bedauerlicher Weise ist jedoch die Zahl der Wartepatienten für ein Spenderherz wesentlich höher, als die zur Verfügung stehenden Spenderherzen.

Patienten die derart lebensbedrohlich erkrankt sind, dass ihnen nur noch eine Transplantation das Weiterleben ermöglichen kann, werden dazu angemeldet und auf eine Warteliste gesetzt (dieser Vorgang wird allgem. als Listung bezeichnet). Die Voraussetzungen für eine Listung sind derart streng, dass der Betroffene dann nur noch diese einzige Chance hat um weiter leben zu können. Die theoretische Überlebenschance ohne eine HTX liegt dann bei ca. einem Jahr.

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Alle medikamentösen Therapiemöglichkeiten sind ausgeschöpft. Erfolgt keine rechtzeitige Transplantation, weil kein passendes Spenderherz zur Verfügung steht, führt dies unweigerlich zum Herzversagen des Patienten. Die durchschnittliche Wartezeit auf eine HTX beträgt 24 Monate. 15 Prozent aller Wartepatienten auf eine HTX überleben das erste Jahr der Wartezeit nicht.

Auch daher werden heute immer häufiger herzunterstützende Systeme eingesetzt, um dem Patienten u. a. ein Überleben während einer eventuell längeren Wartezeit zu ermöglichen.

Die Erfahrungen der Herzchirurgie ermöglicht es heute einem bestimmten Patientenkreis (abhängig von der medizinischen Indikation), durch den Einsatz von Herzunterstützungssystemen, ein relativ gutes Leben mit einer akzeptablen Lebensqualität führen zu können. Dies ist aus medizinischer Sicht einzig und allein abhängig von dem Krankheitsbild. Selbstverständlich aber auch von dem Willen des Patienten, denn nicht jeder Mensch ist bereit zu solch einer Maßnahme.

Der Einsatz dieser Systeme macht die Herzchirurgie und die entsprechenden Patienten zum einen etwas unabhängiger von einer Herzverpflanzung, zum anderen ermöglicht es in vielen Fällen auch die Chance, dass sich ein erkranktes Herz (z. B. im Falle einer Kardiomyopathie, einer Herzmuskelentzündung) wieder völlig erholen kann. Erfüllen sich derartige Erwartungen jedoch nicht, bleibt nichts anderes als eine Herzverpflanzung.

Für die Herzchirurgen im Transplantationszentrum ist eine HTX heute nahezu ein Routineeingriff. In den Medien wird es immer häufiger als völlig problemlos dargestellt, fast wie ein Spaziergang. Das ist es aber, zumindest für die Betroffenen - den Patienten und deren Angehörige - ganz und gar nicht.

Eine Herztransplantation (HTX) ist immer wieder etwas ganz besonderes und wird es wohl auch immer bleiben. Nicht nur weil in unserer Kultur das Herz von einem gewissen Mythos - wie z. B. dem Sitz der Seele, dem Zentrum des Lebens - umgeben ist. Das Herz bestimmt das Leben, es steuert, erhält und begrenzt es im Allgemeinen. Ein Mensch der sich einer Herzverpflanzung unterzieht, kommt anschließend häufig in ein völlig anderes Leben zurück.

Es gibt Patienten, die spüren, fühlen und erleben mehr oder weniger bewusst Veränderungen bei sich. Sei es im Denken, im Fühlen, im Handeln und anderes mehr. Sie haben das Empfinden, etwas bei ihnen habe sich verändert, aber sie können es nicht greifen, nicht einordnen. Andere wiederum sagen von sich, dass alles genau so sei wie vorher, mit einer Ausnahme: sie haben wieder ein gesundes Herz.

Wie dem auch sei, alles ist denkbar und alles Denkbare ist auch möglich. Noch ist die Wissenschaft nicht so weit, hier mögliche Veränderungen des Organempfängers, die im Zusammenhang mit dem Spendeorgan stehen, zu erkennen. Hüten sollte man sich sicher davor, aus dem Zustand der Unwissenheit alles, was nicht beweisbar und nachvollziehbar ist, kategorisch abzulehnen. Das wäre zu einfach, zu kurz gedacht.

Den Patienten ist das aber auch völlig egal, denn sie wissen und spüren es einfach, was mit ihnen geschieht. Und das bedeutet längst nicht, dass sie darunter leiden!

Also, auch wenn es für die Herzchirurgen fasst Routine ist, für die Patienten ist es das absolut nicht, ebenso nicht für die Angehörigen. Aus diesem Grunde ist es besonders wichtig, im Vorfeld und in der Nachbetreuung, Unterstützung in unterschiedlichster Form anzubieten. Wir vom Arbeitskreis stehen diesen Menschen für Gespräche zur Verfügung, um Ihnen bei Bedarf unsere Erfahrungen mitzuteilen und Ihnen zu zeigen, wie gut es sich nach einer erfolgreichen Herztransplantation leben lässt. Dies nimmt Ängste und Unsicherheiten, gibt Hoffnung und Energie.

In bestimmten Fällen sind aber auch Spezialisten gefordert, denn wir können und wollen keine fachspezifischen Therapeuten ersetzen. Angemessen und für einen derartig einschneidenden und häufig lebensverändernden Eingriff erscheint es, dass allen HTX-Patienten, sowohl vor als auch während der ersten Wochen nach einer Herztransplantation, eine Betreuung durch speziell dafür ausgebildete Psychologen ermöglicht wird. Dies muss immer verpflichtender Bestandteil im Rahmen einer Herztransplantation sein und der Patient muss direkt auf dieses, für ihn kostenlose Angebot hingewiesen werden.

Nicht vergessen dürfen wir in diesem Zusammenhang, selbst wenn man es nicht gerne hört oder liest, dass nicht alle Transplantationen problemlos verlaufen. Nichts ist ohne Risiko. Manche Patienten überleben einen solchen Eingriff leider nicht. Andere haben nicht den positiven Erfolg, wie sie sich ihn erhofft haben. Von wegen, alles Routine! - Denken wir, bei aller Freude die uns zu Teil wurde, hin und wieder auch an diese Mitpatienten.


Herzansichten